Professor Dr. phil Heinz Otto Burger (Deutsche Philologie) seit 1962, Direktor des Deutschen Seminars zusammen mit P. Stöcklein, K. von See, H. Brackert und Martin Stern.
Burger als früherer bekennender Nazi ist ein Einzelfall innerhalb der Universität. Umso mehr fällt auf, dass er trotz dieser eindeutigen Belastung vom SDS verschont wird. Lediglich im Kontext von Leistungskontrollen in germanistischen Prüfungsverfahren setzt man ihn kurzzeitig unter Druck.
Die Nazivergangenheit Burgers
DER SPIEGEL, 27.11.1963, Rektorwahl – Beinahe harmlos:
„Umstrittener Professor Burger – Ein Amerikaner in Frankfurt hat -im Alleingang und ungewollt – den gewählten Rektor der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Professor Heinz Otto Burger, gestürzt.Der 60 jährige renommierte Germanist Burger war 1962 von der Universität Erlangen nach Frankfurt berufen worden. Ende Juli dieses Jahres wählte ihn dort das Universitätskonzil für das Amtsjahr 1963/64 zum Rektor. Alsbald mokierte man sich im Germanistischen Seminar über Zitate, die politisch versierte Studenten in Schriften Burgers aus der NS-Zeit entdeckt hatten.Burger hatte im Dritten Reich versucht, die Rassentypologie auf Schriftsteller anzuwenden: „Wenn heute die Gemeinschaft danach strebt, sich nicht mehr so sehr stammesmäßig als vielmehr rassisch zu verstehen, so hat die Literaturwissenschaft dem zu dienen.“ Der Akademiker schwärmte auch von dem „germanischen Jüngling“, der sich „jauchzend in die Schwerter der Feinde“ stürzte, „weil er, da er im freien Überschwang sich dem Tode gäb, das höchste Gefühl des Lebens hatte, das Herrsein selbst noch über den Tod“.
Diese Professoren-Schwärmerei war bereits Burgers Studenten in Erlangen geläufig, als Burger dort Rektorwürden bekleidete. Erst in Frankfurt aber wurde der Germanist den Phrasen seiner Vergangenheit konfrontiert. US-Studiker Dick Trexler, frisch promovierter Historiker, fand die Veröffentlichungen Burgers „für einen Wissenschaftler beschämend“ und fragte am 2. August dieses Jahres bei Burger an, wie er heute zu seinen Arbeiten von damals stehe. Trexler: „Was uns bei Wagner oder Görres noch obskur erscheinen mag, verliert alle Harmlosigkeit in einem totalitären Staat, der solche Blut-und-Boden-Mythen zur tragenden Ideologie macht.“ Und: „Von der Verachtung des individuellen Lebens bis zum Töten selbst ist es kein großer Schritt.“ Obwohl der Amerikaner weder Burger zum Rücktritt zwingen wollte noch mit einem öffentlichen Skandal drohte, setzte sich bei dem Professor die Ansicht fest, ein „Abschuß-Komitee“ bediene sich des naiven Amerikaners, um ihn – Burger – am Rektoratsantritt zu hindern.
Burger wandte sich an den noch amtierenden Rektor, Professor Artelt, und an den Senat. Er bat um Rat und Hilfe. Das akademische Gremium zeigte aber wenig Neigung, den schwankenden Burger zu stützen, geschweige denn, eine öffentliche Diskussion zu fördern, die Trexler für unumgänglich hielt. Der Grund für diese Zurückhaltung: Die Frankfurter Universität feiert im Juni nächsten Jahres ihr 50jähriges Stiftungsfest. Der neugewählte Rektor, also Burger, hätte den Festlichkeiten präsidieren müssen. Der Gedanke, daß Trexler oder ein anderer Wahrheitssucher die Eintracht des Jubelfestes stören könnte, war den Ordinarien unheimlich. Sie beschieden Burger, der den Rektoratsposten keinen Belastungen aussetzen wollte, sie könnten ihm jetzt keinen Rat erteilen, sondern erst in vier Wochen. Burger, allein gelassen mit seiner Vergangenheit, verstand den Wink und bat den hessischen Kultusminister Schütte, ihn von seinem Rektoratsamt zu entbinden.
Schütte honorierte den Verzicht mit einer noblen Abschiedsgeste: „Wären nur Sie im Spiel“, schrieb er an Burger, „so würde ich Ihnen … meine Hilfe anbieten. Aber die Sorgen des jetzigen Rektors und des Prorektors verstehe ich so wie Sie…“ . Sich selbst rechtfertigte Burger in einer Schrift, die er einem begrenzten Kreis von Kollegen überreichte.Burger: „Ich (bin) nun einmal Deutscher und habe auch nach 1933, bis ich eingezogen wurde, in Deutschland gelebt. Ich will nicht behaupten, daß ich an den Verirrungen meines Volkes in gar keiner Weise teilhabe. „Die Nachfolge des zurückgetretenen Burger trat in aller Stille ein Slawist, Professor Alfred Rammelmeyer, an. Damit war, so hofften Rektor und Senat, der Fall ausgestanden. Unter Studenten und Professoren wuchs jedoch das Unbehagen über die Emsigkeit, mit der die akademischen Spitzen der Universität das Problem einsargen wollten. Der Philosoph Professor Cramer forderte in einer Erklärung vor seinen Studenten, daß dem Kollegen Burger eine offizielle Ehrenerklärung gegeben werde. Auch für den US-Studenten Trexler war der Fall nicht abgeschlossen. In einem vierseitigen Flugblatt setzte er sich gegen den Vorwurf zur Wehr, er habe als Vorreiter einer organisierten Gruppe gehandelt. Der Amerikaner weiter: „Einige Professoren … versicherten mir, daß Burgers Schriften im Vergleich zu den damaligen Schriften vieler seiner heutigen Kollegen beinahe harmlos seien.“
DER SPIEGEL 27.11.1963: REKTORWAHL – Beinahe harmlos
Beziehungen von Burger zu Hans Schwerte, einem ehemaligen SS-Hauptsturmführer
Siehe auch die Beziehungen Burger zu Hans Schwerte, in Wirklichkeit Hans Ernst Schneider (* 15. Dezember 1909 in Königsberg, gestorben am 18. Dezember 1999) war ein deutscher SS-Hauptsturmführer und Literaturwissenschaftler. Nach dem Zweiten Weltkrieg nannte er sich Hans Schwerte, gab als Geburtsdatum und – Ort den 3. Oktober 1910 in Hildesheim an und wurde Professor und Rektor der RWTH Aachen.
Von 1970 bis 1973 war Schwerte Rektor in Aachen. Er galt als linksliberal und saß bei der jährlichen Verleihung des Karlspreises der Stadt Aachen in einer der vorderen Reihen. Von 1976 bis 1981 war er Beauftragter für die Pflege und Förderung der Beziehungen zwischen den Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen und des Königreichs der Niederlande und des Königreichs Belgien. Dabei war er teilweise für dieselben niederländischen Universitäten zuständig wie von 1940 bis 1942 als SS-Mann. Im Jahre 1995 wurde er enttarnt.
Schwerte und Burger
Siehe im Übrigen zum gesamten Themenkomplex Burger und Schwerte: